Malerei … cui bono?

Die Frage ist ja nicht neu: Malerei, Kunst im Allgemeinen – wozu?

Die Aussage frei nach Bert Brecht „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Kunst“ zeigt schon die spezielle Pragmatik hinter solchen Fragen.
Wo Kunst und Künstler in einem Werteranking landen würden? Wahrscheinlich kommt es da auf die jeweilige Interessenlage an.
Blickt man in der Historie zurück fällt auf, dass als begehrte Beute immer auch Kunstgegenstände (und sogar Künstler) ganz oben auf den jeweiligen Wunschlisten der Kriegsherrn standen, was die „Lebensgeschichten“ vieler Kunstwerke in allen Museen und Sammlungen dieser Welt eindrucksvoll bezeugen. Von den oft irrwitzigen Geboten heutiger Kunstauktionen ganz zu schweigen.
Steckt da ein Wert im vermeintlich Wertlosen? – ein Sinn im vermeintlich Sinnlosen?
J. Krishnamurti geht mit seiner ihm eigenen Fragestellung noch weiter: „Wie kommt es, dass wir so sehr von der Kunst abhängig sind? Ist es eine Art Flucht, ein gewisser Anreiz?“
Ist diese Frage für manche nur provokant, gestellt von jemandem vielleicht ohne jede Beziehung zum Thema Kunst & Co?

Kunst bzw. das, was unter diesem Begriff heute zusammengefast wird, hat es schon immer gegeben. So auch zu Zeiten der ersten Höhlenzeichnungen und man sich heute fragen kann: Was um Himmels Willen brachte Menschen dazu, schon vor -zig tausenden von Jahren z.B. in tiefste dunkle Höhlen zu kriechen und ihre Welteindrücke zeichnerisch darzustellen? Die Hoffnung auf Anerkennung, Ruhm und Umsatz wohl kaum.
Es sind Hinterlassenschaften, die uns noch heute was zu sagen haben, aus einer Zeit, in der Begriffe wie Künstler, Kunst und Kunstmarkt noch erfunden werden mussten!

Absicht stand auf jeden Fall dahinter – die zu ergründen ist für uns heute allerdings immer noch eine Herausforderung.
Wenn sich aber diese Art Absicht bis heute ungebrochen hält, dann nur deshalb, weil  dahinter das elementare Bedürfnis einer ganz eigenen Ausdrucksweise steht, die keiner weiteren Rechtfertigung bedarf! Ein Bedürfnis eben wie z.B. das elementare „Fressen“ (s.o.)!

Wahrscheinlich, dass die Höhlenmalereien mehr einem Bedürfnis denn einer Absicht entsprangen – gegenwärtiges Kunstschaffen jedoch viel zu oft Ergebnis purer Absicht ist. Und die kann schon verdächtig machen, man denke da nur an Goethes Torquato Tasso: „…So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt.“

Will sagen, da fehlt doch was!? Und zwar das, was einen wirklich berührt und das weit über das Erwecken von Neugier und Interesse hinaus geht, dieses sogar unwichtig werden lässt.
Absicht allein bedient eine gewisse Oberflächlichkeit, die einem kaum unter die Haut geht. Dieser Gesinnung steht etwas gegenüber, das Kandinsky gemeint haben kann, wenn er sagte: „Schön ist, was einer inneren Notwendigkeit entspricht.“ Man könnte auch sagen, was aus einer inneren Notwendigkeit entsteht und auch einer entsprechend anderen Gesinnung zu verdanken ist.

Diese Erfahrungen zu machen beim und durchs Malen ist bereits ein unbezahlbarer Gewinn und wäre schon Antwort genug auf die obige Frage nach dem Warum? Klar, diese Antwort greift zu kurz, aber jeder ist aufgerufen, sie weiter zu spinnen. Es ist wie mit allen wichtigen Fragen des Lebens: sie werden immer aufs Neue gestellt und werden demnach auch immer neu beantwortet werden müssen.